Was kann und muss ich tun, wenn ich sexuelle Belästigung erlebe oder erfahre?

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Egal, ob als involvierte oder unbeteiligte Personen, als Mitarbeiter:in der LVM sind Sie dazu angehalten, jede Art von sexueller Belästigung so früh wie möglich anzusprechen und zu thematisieren. Dies umfasst Konflikte auf allen Ebenen des Unternehmens.
Dabei kann es mitunter schwerfallen, die richtige Reaktion auf das unangemessene Verhalten zu finden. Im Folgenden erhalten Sie einige Hilfestellungen, wie sie mit solchen Situation umgehen können sowie eine Übersicht mit Ansprechpersonen, die Ihnen weiterhelfen können.
Grundsätzlich gilt: Sie sollten der entsprechenden Person deutlich sagen, dass Sie sich sexuell belästigt fühlen. Sie können zum Beispiel ein klares "Nein!" aussprechen, da dies in der Regel effektiver ist als das Ignorieren der Situation. Ändert die Person ihr Verhalten nicht, dann können Sie sagen: "Ich werde mich hierüber beschweren."
Auch kann es hilfreich sein, dass Sie sich im Kreis Ihrer Kolleg:innen oder Ihres privaten Umfelds Unterstützung suchen. Gibt es Personen, die die Situation beobachtet haben, können diese in einem späteren Konfliktgespräch gegebenenfalls als Zeug:in für Sie aussagen.
Um Ihre Argumentation abzusichern, sollten Sie in einem Gedächtnisprotokoll notieren, was wann und wo geschehen ist und wer was gesagt hat. Darüber hinaus können Sie eventuelle Beweismittel wie SMS, E-Mails oder Fotos sichern.
Selbstverständlich können Sie sich bei einem Vorfall auch direkt an eine der hier aufgeführten Ansprechpersonen (z.B. die Sozialberatung oder den Betriebsrat) wenden, um eine erste Einschätzung oder Beratung zu erhalten. Wenn Sie eine formelle Beschwerde einreichen möchten, können Sie sich an die AGG-Beschwerdestelle (Dr. Manuel Foppe, Andrea Seidel und Anna-Katharina Minrath) wenden.
In dem Moment der sexuellen Belästigung ist es normal, dass man perplex ist, einem die Worte fehlen und es schwer fällt, schlagfertig zu reagieren. Damit Sie das Verhalten frühzeitig stoppen und der belästigenden Person deutlich machen, dass ihr Verhalten unangebracht ist, sollten Sie unbedingt das Wort ergreifen. Als mögliche Hilfestellung sind nachfolgend einige Situationen inklusive möglicher Antworten gelistet:
Allgemein einsetzbare Antwortmöglichkeiten können sein:
  • Antwortmöglichkeit 1: "Ist Ihnen bewusst, dass so eine Aussage sehr sexistisch ist, und dass sie nicht so gut ankommt?"
  • Antwortmöglichkeit 2: "Ich finde diese Wortwahl völlig unangemessen und verbitte mir so einen Umgangston."
"Dann legen Sie doch etwas Lippenstift auf, ziehen sich was Nettes an und versuchen Sie es noch einmal." (Chef zur Mitarbeiterin)
  • Antwortmöglichkeit: "Dieser Zusammenhang leuchtet mir nicht ein. Können Sie das genauer erklären?"
"Wenn du nicht so jung und hübsch wärst, würdest du schon lange nicht mehr hier arbeiten." (Chef zur Mitarbeiterin im Feedbackgespräch)
  • Antwortmöglichkeit: "Wir sollten diese Einschätzung mal mit der Personalabteilung besprechen."
"Ich möchte mit Ihnen die Nacht verbringen." (Ein Kollege im Fahrstuhl bei einem Firmenevent)
  • Antwortmöglichkeit 1: "Ich aber nicht mit Ihnen!" (Sprechen Sie ein "Nein" deutlich aus und nehmen Sie sich dabei nicht zurück)
  • Antwortmöglichkeit 2: "Bis hierhin und nicht weiter!" (Sprechen Sie ein Nein mit leicht vorgestrecktem Kopf aus und machen Sie Ihre Privatsphäre deutlich.)
"Das gefällt mir aber, wenn Sie vor mir knien." (Ein Kollege, als sich eine Kollegin bückt, um eine Serviette aufzuheben)
  • Antwortmöglichkeit 1: "Wissen Sie, was mir gefällt? Wenn Sie sich morgen früh über Ihre Abmahnung wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz beugen."
  • Antwortmöglichkeit 2: "Das glaube ich gerne. Ihre Rückenprobleme verbieten ja vermutlich jede Bewegung?"
"Du musst auch mal wieder richtig durchgevögelt werden – dann bist du entspannter!" (Ein Kollege während einer Unternehmensfeier)
  • Antwortmöglichkeit: "Wir sollten diese Empfehlung mal mit der Personalabteilung besprechen."
Sie: "Ziemlich kalt hier, finden Sie nicht?" Daraufhin er: "Ach Frau Beispiel, mit so einer heißen Frau wie Ihnen direkt neben mir, kann mir gar nicht kalt werden." (klimatisierter Raum auf einem Kongress)
  • Antwortmöglichkeit 1: "Danke, dass Sie das so sehen, mein Umfeld bringt mich allerdings nicht ins Schwitzen."
  • Antwortmöglichkeit 2: "Wie meinen Sie das?" (die direkte Konfrontation kann eine effektive Möglichkeit sein. Sie kann in einer Diskussion münden aber vielleicht verkneift sich der männliche Kollege beim nächsten Mal einen Kommentar solcher Art.)
Auf einer Gala streicht ein Manager über das Bein unter dem Abendkleid einer Mitarbeiterin, während sie auf einem Barhocker sitzt.
  • Antwortmöglichkeit: "Das geht gar nicht, nehmen Sie sofort Ihre Hand von meinem Bein. Ich werde diesen Vorfall melden."
Weitere Informationen finden Sie in unserer Antidiskriminierungs- und Antibelästigungsrichtlinie: 
Dieser Artikel wurde von LVM (Innendienst) erstellt und zuletzt am aktualisiert.